Wer Kunst und Wissenschaft besitzt, der hat auch Religion (sagt GOETHE).
Heutige Wissenschaft hat das Ziel wiederholbare Prozesse zu beschreiben, zu messen und auszuwerten. Was aber immer gleich ist, ist (im küntlerischen Sinn) tot.
Kunst hat in den letzten Jahrzehnten viele Facetten bekommen. Doch wird man immer noch sagen können, letztlich geht es um nicht wiederholbares, sondern Einzigartiges: etwas anzustoßen, in Bewegung zu versetzen und damit beweglich und lebendig zu machen.
Beide Prinzipien, die im Ansatz betont analytische, wissenschaftliche Methode, und die mehr synthetische Methode der Kunst gleichgewichtig zu vereinen: das kann sehr lohnend sein. Darin liegt nach GOETHE etwas, das Religion hat (im Sinne von religio in etwa: Rückbezügliches zum Göttlichen).
Das Oktaeder-Kreuz von Friedlinde BURGHARDT auf dem Dach des Ökomenischen Zentrums an der Universität Bochum hat von allem etwas: seiner Funktion nach soll es auf einen Ort aufmerksam machen, an dem Religion gepflegt werden soll, ökomenisch, also überkonfessionell. Dafür wurde der dresscode der Kirche, die Kreuzform, freier gefaßt, als man das sonst von Kirchen kennt. Die küntlerische Umsetzung dieses Vorhabens bedient sich eines wissenschaftlichen Betrachtungs-Gegenstandes, eines geometrischen Körpers, dem Oktaeder. In seiner Mitte das räumliche Achsenkreuz, das in dreidimensionalen Graphiken im wissenschfatlichen Betrieb eine wesentliche Rolle spielt.
Das (sonst zweidimensionale) Kreuz ist um eine dritte Raumesrichtung erweitert. Quasi für jede Grazie eine eigene Raumachse.